Pascal Eichel erzählt von einem gemeinsamen Projekt mit seinem Vater und wie es zu der Restauration des eigentlich in Vergessenheit geratenen Ford Taunus 12m G13al kam.
Wir sind die zweiten Besitzer des Ford. Der Vorbesitzer, welcher das Auto 1960 kaufte, lebte in Rheinland-Pfalz. 1968 schaffte der Ford es vermutlich nicht mehr durch den TÜV, weswegen er in einer Scheune verstaut und dort hinter viel Gerümpel in Vergessenheit geriet.
Als ebendieser Vorbesitzer vor knapp 10 Jahren verstarb, wurden Freunde von uns aus Rheinland-Pfalz, welche selber Oldtimer sammeln, auf den Taunus aufmerksam und schenkten den Ford, der durch fast 50 Jahre Stillstand stark gelitten hatte, meinem Vater 2015 zum 50sten Geburtstag.
Mein Vater, der nun seit 35 Jahren Kfz-Meister und seit knapp 30 Jahren selbstständig ist, fragte mich (ich war zu dem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt), ob ich Lust hätte den Ford mit ihm zu restaurieren und ich war hin und weg, wusste allerdings noch nicht genau was mich erwarten sollte.
Wir begannen den Ford zu zerlegen und stellten mit jedem abgebauten Teil fest, dass der Zustand noch viel schlimmer war, als wir erwartet hatten.
Nicht kleinere oder mittelschwere Aufbauarbeiten, nein, zum Teil waren ganze Holme, Stehbleche, die Bodengruppe, wie auch die Außenhaut nicht mehr vorhanden und zu aller übel auch noch beidseitig, sodass wir auch keine Vorlagen mehr hatten um Maß nehmen zu können.
Wir nutzten alles an Maße, Explosionszeichnungen und Bilder, was wir kriegen konnten und konnten so Stück für Stück die Blechteile wieder aufbauen.
Motor, Getriebe, die Achsen, sämtliche Polster und Verkleidungen, die Armaturen und sogar die feinmechanische Uhr aus dem Innenraum wurden zerlegt, instandgesetzt und eingestellt.
Nach und nach wurden immer mehr teile fertig und letztlich war das letzte Blech eingeschweißt, behandelt und gespachtelt und der Ford konnte lackiert werden.
Glücklicherweise haben wir unter dem Originalhimmel im Dach einen Aufkleber aus der Produktion des Ford gefunden, auf dem die genauen Farbbezeichnungen standen, sodass wir letztlich exakt den Farbton treffen konnten, den das Auto 1960 hatte, als es vom Band lief.
Nahezu jedes Wochenende, Papa zum Teil jeden Tag nach Feierabend und ich sobald ich aus der Schule kam, machten wir uns daran, alles wieder zusammenzusetzen und wiederherzustellen.
Wir sind in dieser Zeit noch viel viel stärker zusammengewachsen, als wir es je vorher waren und lernten so wirklich sehr gut miteinander zu arbeiten.
Als ich 18 wurde, schoben wir noch ein "kurzes" Restaurationsprojekt dazwischen (meinen Jeep Wrangler TJ von 1999), das "mal eben" über 100 Arbeitsstunden schluckte.
Ende 2019 dann, 4 Jahre nachdem der Ford zu uns kam, war er endlich fertig.
Netten Menschen in der Zulassungsstelle verdanken wir, dass die Wiederzulassung des Autos auf den Tag genau 60 Jahre später im Fahrzeugschein des Taunus zu stehen kam (16.01.1960 & 16.01.2020).
Neben der Arbeit von Papa und mir, hatten wir tolle Unterstützung eines ganz lieben Freundes von uns, der oft mithalf und vor allem auch von meiner Mama, die es über 4 Jahre hinweg ertragen hat uns so wenig zu sehen und uns dennoch immer bei Laune gehalten hat.
Insgesamt stecken in dem Ford nun weit über 2.000 Arbeitsstunden, verteilt auf uns drei, wobei der Großteil hiervon auf Papa und mich zurückfallt.
Die Liebe zu diesen Arbeiten, der Spaß den Papa und ich bei der ganzen Restauration hatten und vor alles die Menge an Wissen und Fähigkeiten im Umgang mit der Technik, welche Papa mir bei diesem Projekt vermittelte, war ausschlaggebend für mich im Jahr 2019 die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und 2021 die Weiterbildung zum Kfz-Techniker-Meister zu machen, welche ich 2022 abschloss.
Leider standen wir am Anfang der Corona-Pandemie als der Ford fertig wurde, weswegen jetzt erst die ersten Ausstellungen stattfinden, bei denen wir endlich dabei sein können.
Von diesen Momenten einmal selbst ein Fahrzeug ausstellen zu können und dann auch noch eines in das so viel Zeit und Arbeit geflossen ist, haben wir jetzt tatsächlich knapp 8 Jahre geträumt und vor kurzer Zeit bekamen wir tatsächlich unseren ersten Pokal für das Auto und das ist für uns ein unbeschreiblich schönes Gefühl.
Instagram: @our_steady_ford
© Pascal Eichel